Studierende der Theaterpädagogik zeigten „Die Zofen“ im Lingener Burgtheater

Das Spiel der Zofen: Claire (Marielle Hennrich) wird zur gnädigen Frau und lässt sich von ihrer Schwester Solange (Nina Weber) die Füße waschen.

Im Burgtheater des Instituts für Theaterpädagogik in Lingen hat das Produktionsteam, das aus Studierenden des vierten Semesters besteht, das studentische Eigenprojekt „Die Zofen“ nach Jean Genet vorgestellt.

Der französische Schriftsteller beschreibt das Leben von zwei Zofen, die im Dienste der gnädigen Frau stehen und ein hoffnungsloses Leben führen. Miriam Lemdjadi inszenierte das 60-minütige Schauspiel, dessen gelungene puristische Aufmachung das Augenmerk auf den wesentlichen Konflikt lenkt: „Wie vereinen sich Hass und Liebe in einem Menschen?“ Jeden Sonntag, wenn die Hausherrin ihr Heim verlässt, schlägt die Stunde ihrer Zofen. Die Schwestern nutzen die freie Zeit für ihr rituelles Spiel, indem die dominante Claire (Marielle Hennrich) die Rolle der Madame übernimmt und Solange (Nina Weber) ihre ältere Schwester spielt.

Claire betritt die Bühne und steigt zu Musik von Rammstein in die Badewanne. Nachdem sie sich den rosafarbenen Morgenmantel der gnädigen Frau angezogen hat, ist sie in ihrer Rolle. Herrschsüchtig lässt sie sich von ihrer Zofe die Füße waschen. Doch im Gegensatz zur Realität lehnt sich die Dienerin gegen sie auf, um ihrer Knechtschaft zu entfliehen. Der warnend klingelnde Wecker vereitelt den Mordversuch und reißt die Schwestern aus ihrem Spiel.

Eigene Bühnenregie

Als die Ordnung im Badezimmer wiederhergestellt ist, gibt die eifersüchtige Solange zu, sie habe die wahre Herrin töten wollen, sei aber feige gewesen. Bevor die charakterstarke Claire den Entschluss fasst, die Dame umzubringen, erklingt „the show must go on“ von Queen. Einen Techniker gibt es nicht, die Musik wird von den Schauspielerinnen problemlos selbst gesteuert. Songs von TicTacToe, Sophie Ellis-Bextor oder Prince lockern das Stück auf. Im Gegensatz zum gelungenen Bühnenbild sind die Gefühle der Zofen weder schwarz noch weiß. Auf der einen Seite lieben sie sich schwesterlich, andererseits hassen sie einander und sich selbst.

Als Claires Versuch die gnädige Frau zu töten ebenfalls misslingt, lässt sie sich von ihrer Schwester den vergifteten Tee reichen und trinkt ihn. Die tristen Existenzen der Zofen tanzen zusammen in der Badewanne, bis Claire schließlich zusammenbricht.

Im Anschluss an das Stück hatte das begeisterte Publikum die Möglichkeit, mit den Schauspielerinnen und der Regisseurin zu sprechen. Miriam Lemdjadi schilderte die intensive Arbeitsweise des Teams: „Wir haben viele Ideen zusammen erarbeitet und umgesetzt. Besonders begeistert bin ich von der Bühnenenergie, genauso habe ich mir das vorgestellt.“ Nachgespräche dieser Art wird es in Zukunft auch bei anderen Vorstellungen des Burgtheaters geben.

Quelle: Lingener Tagespost, 24. April 2011

Hinterlassen Sie einen Kommentar

*

*

Ihre Email-Adresse wird nicht veröffentlicht.Pflichtfelder sind markiert *